R.J. Palacio: Wunder
ISBN 978-3-446-24175-6
(2013)
Augusts Gesicht ist durch einen Gendefekt entstellt und so scheint ein „normales“ Leben für ihn nicht möglich zu sein. Als er nach den Sommerferien erstmals in die 5. Klasse einer richtigen Schule gehen soll, scheint dies anfangs ein unüberwindbares Hindernis für den schüchternen Jungen darzustellen! Doch entgegen aller Erwartungen hat August viel Spaß am neuen Unterricht und findet auch schon bald einige gute Freunde, die für ihn einstehen, wenn es Probleme gibt!
Mich hat Augusts Geschichte sehr berührt und ich wurde sofort von dem atmosphärisch dichten Roman eingefangen! Ich war erstaunt darüber, wie der doch noch sehr junge August sein Schicksal meistert und den unzähligen Hindernissen in seinem Weg mit viel Mut und Humor begegnet. Er will am liebsten als ganz „normaler“ Junge behandelt werden und nicht immer nur über sein abschreckendes Äußeres definiert werden, denn in ihm steckt viel, viel mehr als nur der Gendefekt! Ein Zitat in diesem Roman beschreibt Augusts Situation besonders eindrücklich: „Der einzige Grund dafür, dass ich nicht normal bin, ist der, dass mich niemand so sieht.“
Ein Highlight in diesem Roman sind die wechselnden Perspektiven und so liest man nicht nur Augusts Sicht auf die Dinge, sondern erfährt auch viel über die Gedanken und Gefühle seiner Schwester Via oder seiner Freunde Summer und Jack. Jeder hat eine andere Sicht auf August und seine Krankheit und so ist es sehr interessant, auch den Blickwinkel „Nicht- Betroffener“ zu sehen und ihre Situation nachvollziehen zu können!
Alles in allem ist „Wunder“ trotz der ernsten Thematik kein deprimierendes Buch voller Selbstmitleid über das eigene „Unglück“, sondern vielmehr eine Geschichte über Freundschaft, Zusammenhalt, Humor und die Gabe, das beste aus seiner Situation zu machen und sich dabei von anderen nicht unterkriegen zu lassen.
Ich kann diesen Roman aus vollem Herzen weiterempfehlen, da mir das Lesen sehr viel Spaß gemacht hat und ich noch die ein oder andere Weisheit für mein eigenes Leben mitnehmen konnte!
Sabrina, 19 Jahre
Der Einband des Buches ist relativ schlicht gestaltet, aber trotzdem ungewöhnlich. Der Titel ist nicht sofort ersichtlich, da der Leser zunächst die Kreise begutachtet. Auf der Suche nach dem Titel, wird die Neugierde der Leser geweckt. Auffallend ist auch die Person, deren Gesicht aufgrund der Kiste nicht zu erkennen ist, und soll ein Hinweis auf die im Roman behandelte Problematik sein.
Das Werk lässt sich in acht Teile einteilen, in denen jeweils verschiedene Charaktere ihre Sicht auf das Geschehen wiedergeben. Die verschiedenen Erzählperspektiven helfen dem Leser, der Thematik näher zu kommen, sowie die Handlung zu erschließen. Zum Beispiel geben auch Charaktere aus Augusts Schule ihre Sicht der Dinge preis. Summer Davidson ist eine von Ihnen. Sie ist die Erste, die sich vorbehaltlos mit August anfreundet. Besonders interessant war meiner Meinung nach der Teil, in welchem aus der Sicht von Jack Will, einem Klassenkameraden von August, erzählt wurde, denn hier vollzieht sich im Verlauf der Erzählung ein Wandel: Während er aus purer „Höflichkeit“ seiner Mutter und seinen Lehrern gegenüber August hilft, schafft er es mit der Zeit, Vorbehalte gegenüber August aufzuheben, und wird sein Freund.
Der Roman „Wunder“ unterscheidet sich von anderen Jugendromanen, schon der Protagonist ist mit seinen 10 Jahren relativ jung für ein Jugendbuch. Dennoch ist es eindeutig für Jugendliche geeignet. Die Art der hier geschilderten Problematik des nicht Akzeptierens der Klassenkameraden tritt oft noch im Erwachsenenalter auf, beispielsweise am Arbeitsplatz. Aufgrund seines Aussehens will man August nicht akzeptieren. Der Leser leidet regelrecht mit August und möchte ihm helfen. Diese Tatsache macht das Buch so besonders, da der Ausschluss aus der Gesellschaft so allgegenwärtig, aber dennoch auch verdeckt zu sein scheint.
In seinem Roman Wunder schafft es Palacio auch, die Problematik der in Deutschland so heiß diskutierten Frage der Inklusionanzuschneiden. Natürlich sollten Schüler mit Behinderung, die leistungsstark sind, die Möglichkeit erhalten, jede von ihnen gewünschte Schulform zu besuchen. August besitzt alles nötige Wissen und braucht aufgrund der Leistung keine gesonderte Förderung. Aber auf der anderen Seite muss man sich auch überlegen, in wie fern man einem Kind mit Behinderung den Schulalltag an Regelschulen zumuten kann. Insbesondere auf weiterführenden Schulen kann es in der Pubertät zu mangelndem Respekt und daraus resultierenden Mobbingfälle innerhalb der Schülerschaft kommen, besonders wenn Aussehen oder Verhalten „anders“ sind. Selbstverständlich sollte dies in unserer heutigen Gesellschaft nicht der Fall sein aber die Realität sieht häufig anders aus. Auf August bezogen ist es für Jugendliche ein gutes Beispiel andere Menschen mit Behinderung oder anderen Merkmalen, die sie sonderbar machen, zu akzeptieren.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass mir dieses Buch sehr gut gefallen hat. Insbesondere ist der Schluss sehr gelungen. Hier haben alle Beteiligten, einschließlich August, gelernt, sich zu respektieren und über Vorurteile hinwegzusehen. Der Protagonist hat gelernt mit Kritik klar zu kommen, sowie sich selbst zu respektieren.
Clara, 18 Jahre