Köllinger, Maja: Madness – Das Land der tickenden Herzen
ISBN 9783959911153
Erschienen 2017 Drachenmond Verlag
Ich hätte wissen müssen, dass es keine gute Idee war, dem Kaninchen quer durch London zu folgen.
Doch wer hätte denn ahnen können, dass dieses seltsame flauschig weiße Ding mit der Taschenuhr mich hierher bringen würde? Ich meine, wo bin ich hier überhaupt?
Die Bäume bestehen aus Kupfer und ihre Blätter wiegen schwer wie Blei. Überall schwirren Käfer mit Flügeln aus Glas umher und am Firmament drehen sich gigantische Zahnräder, als würden sie allein diese Welt in Bewegung halten. Und dann … ist da noch Elric. Ein Junge, aus dem ich einfach nicht schlau werde und der so herz- und emotionslos scheint. Doch ich bin entschlossen, sein Geheimnis zu lüften, um zu erfahren, was der Grund für seine Gefühlskälte ist.
Oh, und falls ich es noch nicht erwähnt habe: Ich bin übrigens Alice. Und wie es scheint, bin ich im Wunderland gelandet… kennst du vielleicht den Weg hinaus?“ (Klappentext)
Mein erster Drachenmond-Roman hat mich von der Idee wahnsinnig begeistert, die Umsetzung hat mir dann allerdings nicht so gefallen. Aber der Reihe nach. Das Cover ist einfach nur unglaublich toll und hat mich direkt angesprochen. Der Klappentext hat ebenfalls neugierig gemacht. Doch irgendwie bin ich nicht in den Schreibstil reingekommen, was ein bisschen an den Dopplungen von Gedanken liegt, dass beispielsweise in einem Satz ein Gefühl oder ein Gedanke beschrieben bzw. geäußert wird und im folgenden Satz das gleiche Gefühl oder der gleiche Gedanke nur anders beschrieben wird – aber beide Sätze die gleiche Aussage haben.
Am Anfang hätte ich mir gerne mehr über die Charaktere erfahren, besonders die Protagonistin Alice, die zwar vom Grundprinzip aus vielen Adaptionen und der Originalvorlage bekannt ist, aber doch etwas Eigenständiges repräsentieren sollte. Dadurch, dass sie schon im 2. Kapitel im Wunderland ankommt, fehlen hier Informationen zu der in der Realität lebenden Alice, ihren Freundinnen, der Beziehung zu ihrem Vater, ihre verschwundene Mutter. Da hätte ich mir einfach etwas mehr gewünscht.
Im Wunderland angekommen sind die Beschreibungen der mechanischen Welt atemberaubend. Ich konnte mir alles bildlich vorstellen und war richtiggehend verzaubert. Als Alice auf die altbekannten Wunderlandbewohner trifft, hatte ich trotz der Beschreibungen die Figuren aus dem Realfilm mit Johnny Depp vor Augen. Für mich hat es die Autorin nicht geschafft, aus den bekannten Figuren etwas Eigenständiges zu machen oder ihnen eine neue Seite zu verleihen. Die Liebesbeziehung zwischen Alice und Elric ging mir zu schnell und war für mich teilweise nicht nachzuvollziehen.
Spannung war für mich nur über die Welt vorhanden, da die Charaktere so blass geblieben sind. Wie Alice habe ich auf jede neue Entdeckung der Wunderlandbewohner hingefiebert und über einige mehr als nur gestaunt. Obwohl die Reise von Alice und ihre Aufgabe anstrengend waren, kam bei mir nie das Gefühl von Gefahr oder Bedrängnis an, was vermutlich daran liegt, dass ich mich mit den Charakteren einfach nicht identifizieren konnte.
Schlussendlich finde ich Madness – Das Land der tickenden Herzen eine besondere Idee, bei der noch Potenzial in Bezug auf die Hintergrundstory und die Figuren nach oben ist. Bis auf die Mechanik hat mir einfach zu viel Eigenes gefehlt.
Franzi, 22 Jahre