Martin Schäuble: Endland
Hanser, 2017
Inhalt:
“Wieso kommen die überhaupt noch nach Deutschland? Wieso kapieren die das nicht? Deutschland ist dicht. Dafür hat unsere neue Regierung gesorgt. Wenn noch mehr dieser Flüchtlinge zu uns kommen, sieht es bei uns bald so aus wie bei denen. Davon hat keiner was.“
Fana ist eine junge Frau
aus Äthiopien, die als angehende Ärztin dort jeden Tag mit Hungersnöten,
Krankheit und Tod konfrontiert ist. Ihre einzige Chance auf ein besseres Leben
ist die ungewisse Flucht nach Deutschland.
Dort regiert momentan eine neue Regierung, die Nationale Alternative. Sie hat
die Grenzen dicht gemacht und ist, unter anderem, gegen „sämtliche
Durchmischung“. Um Sicherheit zu garantieren, stationiert sie Wehrdienstler an
den Grenzen, die auf Flüchtlinge schießen sollen. Anton ist einer von ihnen. Er
unterstützt die Regierung und ist, im Gegensatz zu seinem Freund Noah, voll und
ganz für die Ausweisung der „Invasoren“, wie Flüchtlinge neuerdings genannt
werden. Doch als er in Kontakt mit Invasoren aus dem letzten Flüchtlingslager
Deutschlands gerät, bekommt auch er Zweifel an der Nationalen Alternative.
In drei wechselnden Perspektiven wird eine hochaktuelle Geschichte von Flucht, Vorurteilen und einer Zukunft erzählt, die auf erschreckende Weise sehr realistisch erscheint. Der Schreibstil ist relativ einfach und auf eine trockene Art packend, sodass die überlieferte Botschaft klar verständlich ist: Durch geschickt gesteuerte Informationen und eine Gesellschaft, die die Augen hinter ihren Landesgrenzen verschließt, kann eine Regierung erreichen, was immer sie will. Der Autor schafft durch ausführliche Recherche ein deutliches Bild von Flüchtlingslagern, Hungersnöten und Kasernen voller junger Menschen. Bis zum Ende bleibt der Roman packend und lässt den Leser kaum mehr los. Gerade in Zeiten wie der jetzigen öffnet dieser Roman dem Leser die Augen, informiert, ohne sich aufzuzwingen und erweckt Verständnis für Menschen, die man bis dahin vielleicht selbst ungewollt ausgegrenzt hat. Man sollte es als Pflichtlektüre anbieten, schnellstmöglich! Endland – eine Bezeichnung, die einer der Hauptcharaktere für Deutschland wählt. Dieser Roman setzt einen ersten Schritt, um diese Prophezeiung aufheben zu können. Selbst Menschen, die Themen wie Flucht oder Terrorismus auf dem Literaturmarkt nicht mehr sehen können, sollten dem Werk eine Chance geben, denn dieses Buch fühlt sich an, als würden die beschriebenen Situationen bereits Realität sein. Auch ein Politikmuffel (oder gerade Politikmuffel!) kann von dieser Lektüre gepackt werden.
Miriam, 18 Jahre