Boie, Kirsten: Ein Sommer in Sommerby
ISBN 978-3-7891-0883-9
2018, Oetinger
„Manchmal versucht vielleicht einer, einen Blick durch die wuchernden Herbstanemonen und Margeriten und Stockrosen am Ufer zu erhaschen, aber wenn er dann dahinter nichts als ein paar Hühner entdeckt, die friedlich am Boden picken, dann seufzt er nur und guckt lieber wieder in Richtung Mündung und lässt das kleine Haus in Ruhe. Dabei hätte er in diesem Sommer einiges mehr sehen können als Hühner. Aber zum glück liegt das alles hinter den Herbstanemonen versteckt, und kein Mensch weiß davon.“ (Seite 6)
Die 13 Jährige Martha erzählt von einem Sommer, den sie mit ihren beiden jüngeren Brüdern Mats und Mikkel bei ihrer Oma verbringen müssen. Diese Oma kennen die Kinder nicht und am Anfang finden sie es ziemlich seltsam bei ihr, denn es gibt kein Telefon, kein Fernseher und kein W-Lan, doch die Schlei, das Haus und die eigenbrötlerische Oma wachsen ihnen schnell ans Herz. „Da fühlt sich der Dachboden auf einmal gar nicht mehr so fremd an, und die Sommerschönheit ist nicht mehr so unerträglich, und man könnte fast glauben, das hier wäre ein ganz normaler Abend“.
Der erste Satz des Buches ist etwas umständlich formuliert, aber es fing sich schnell wieder und die Geschichte zog mich in ihren Bann. Kirsten Boie hat es geschafft die Landschaft mit allen Sinnen und so beiläufig zu beschreiben, dass ich auch ohne große Illustrationen das Gefühl hatte Sommerby zu kennen. Genauso ging es mir mit den Charakteren und Mikkel habe ich besonders gern gehabt. Die Auflösung, warum die Oma nicht mit den Eltern der Kinder sprach, war sehr glaubhaft und auch hier sieht man wieder die Entwicklung, die die Charaktere über die Zeit machen.
Wirkliche Kritikpunkte konnte ich bis auf den ersten Satz nicht finden. Die Handlung war ab einem bestimmten Punkt etwas vorhersehbar, aber dabei nicht unangenehm vorhersehbar. Außerdem handelt es sich um ein Kinderbuch und eine gewisse Vorhersehbarkeit gehört da meistens einfach dazu. „Ein Sommer in Sommerby“ war mein erstes Buch von Kirsten Boie, aber es wird nicht mein letztes sein. Es erzählt eine Sommergeschichte, ist dabei aber viel mehr als das, denn es geht darum, dass jeder Mensch wichtig ist, es geht um Zusammenhalt und um die Dinge, die im Alltag immer übersehen werden. Das Buch liest sich wie von selbst und „nur noch dieses Kapitel“, funktionierte bei mir nicht besonders gut. Ich habe das Buch verschlungen und bis spät in die Nacht gelesen.
Abschließend würde ich also sagen, dass das Buch etwas für groß und klein ist und viele schöne Eindrücke und Botschaften parat hat. Ich würde es jedem empfehlen, der mal für ein paar Stunden dem Alltag entkommen möchte.
Lorina, 19 Jahre