Traci Chee: Ein Meer aus Tinte und Gold
Carlsen
ISBN 978-3-551-58352-9
2016
In einer Welt in der Geschichten erzählt werden, Geschichten über Menschen, über Mythen, über alles mögliche, gibt es nur eine Gegebenheit, die für uns normale Menschen seltsam erscheint: Es gibt keine Bücher. Kein Schrift. Niemand kann lesen, geschweige denn schreiben. Das geschriebene Wort ist etwas, das in der Welt namens Kelanna nicht existiert – jedenfalls hat es den Anschein. Das einzige, was überdauerte waren die erzählten Geschichten – solange sie erzählt wurden.
In dieser Welt lebt Sefia, ein Mädchen mit einem seltsamen, eckigen Gegenstand im Rucksack, gemeinsam mit ihrer Tante Nin auf der Flucht. Sie weiß nicht wovor sie flüchten, doch sie tun es. Immer. Bis ihre Tante Nin letztendlich entdeckt und entführt wird. Sefia schwört sich, ihre Tante zu retten, denn diese war alles, was ihr von ihrer Familie geblieben war – doch auf ihrer langen Reise erlebt sie nicht nur das, denn sie erfährt viel mehr über die Welt und unmögliche Möglichkeiten, als sie zunächst glaubte und stolpert zudem über einen stummen Jungen, der selbst voller Geheimnisse zu stecken scheint…
Um ehrlich zu sein – es war ziemlich schwierig eine Zusammenfassung über dieses Buch zu schreiben. Ich habe es an einem Tag in einem Rutsch durchgelesen und weiß nicht, wo ich anfangen und wo ich aufhören sollte zu erzählen, ohne zu viel zu verraten… Aber ein paar Dinge habe ich dennoch zu sagen!
Vor einigen Tagen habe ich mit einer Freundin über dieses Buch gesprochen. Für sie war der Schreibstil zu trocken, nicht emotional genug. Ich habe mir in letzter Zeit immer öfter Gedanken darüber gemacht, wie seltsam es doch ist, dass einige Menschen etwas als emotional bewegend ansehen und andere Menschen genau das selbe als zu „trocken“. Hier, an diesem Punkt, kenne ich die Antwort noch immer nicht, aber ich habe einen weiteren Beweis dafür, dass dies tatsächlich so ist!
Ich für meinen Teil kann zum Schreibstil und allgemein zur Geschichte in der Geschichte nur folgendes sagen:
Obwohl es tatsächlich etwas trocken geschrieben/ übersetzt war, muss ich doch zugeben, dass es mich ab einem gewissen Punkt (*hust* Kapitel 2 *hust*) überhaupt nicht gestört hat.
Die Charaktere und die Geschichte über Sefia und Archer, den geheimmnisvollen stummen Jungen, haben mich so sehr in den Bann gezogen, ich fühlte mich, als stünde ich neben den Beiden; bange mit Sefia um Archer, spürte die sich entwickelnden Gefühle der Beiden, als wären es meine eigenen. Nichts war zu vorschnell (sehe ich leider öfter), nichts zu kitschig (das auch). Stattdessen kriege ich immer noch Herzklopfen bei dem Gedanken daran, wie sich die Geschichte entwickelt hat.
Apropos Entwicklung, vor Aufregung habe ich doch beinahe vergessen zu erwähnen: Die Charakterentwicklung eines Charakters besonders hat mir gefallen. Die Gefühle, die diese Person entwickelt. Wie sie sich verändert. Hach, da werde ich ja ganz verträumt. Doch wen ich jetzt genau meine, das müsst ihr schon selbst herausfinden! Ich denke, wer gemeint ist, wird deutlich, wenn man die Geschichte erstmal ließt.
Dennoch, mit Witz und Charme wird eine ernste und zugleich irgendwie traurige Geschichte spannend und mitreißend erzählt. Vieles ist wie erwartet, manche Sachen verstehe ich noch immer nicht, auch waren manche Sichtweisen sehr verwirrend. Durch den ständigen Wechsel (sind nur 3, aber dennoch..), wusste ich manchmal nicht: Spielt das in der Zukunft, Vergangenheit, Gegenwart? Ist die Person, aus dessen Sicht geschrieben wurde, die, die ich glaube? Im letzten Kapitel wurden mir dann endlich einige Fragen dazu beantwortet. Die meisten Sachen sind klar, aber noch immer nicht alle… Doch da ich weiß, dass dies eine Reihe wird…! Ich bin furchtbar gespannt auf den nächsten Band. Außerdem, für alle, die Bücher wirklich mögen, hier eine Anmerkung: Manchmal kann ein aufmerksamer Blick über einige Seiten etwas enthüllen, was mich persönlich sehr berührt hat.
So, dann nur noch kurz als Abschluss: Ich fand es wirklich toll und vor allem spannend. Außerdem gefällt mir die Idee: Eine Welt, in der es keine Bücher gibt? Für mich unvorstellbar.
Doch nicht nur das thematisiert dieses Stück Gold. Existenzfragen werden gestellt, über die wir uns vielleicht auch mal in der realen Welt Gedanken machen sollten, Schicksale und Abenteuer werden miterlebt – es hat mich einfach mitgerissen. Ich liebe Geschichten, die einen zwischen den Zeilen lesen lassen… ;D
Michelle, 19 Jahre