Wesley King: Daniel is different
magellan Verlag
ISBN 978-3-7348-4710-3
2017
Daniel wünscht sich eigentlich nur wenige Sachen wirklich. Eine Sache davon ist, einfach normal zu sein. Doch genau das ist er nicht, obwohl es zunächst den Anschein zu haben scheint. Der 13-jährige ist gut in der Schule, hasst aber Sport und hat nur wenige, wirkliche Freunde. Eigentlich nur einen besten Freund: den beliebten Max. Zugleich verheimlich der Junge aber auch, dass er oftmals von etwas überwältigt wird, das er selbst „Zaps“ nennt. Mit einem Mal denkt er, dass die Welt untergeht oder dass er sterben muss, wenn er bestimmte Handlungen nicht in einer bestimmten Anzahl ausführt. Doch plötzlich verändert sich sein ansonsten so normales Leben, als die stumme Psycho-Sara mit ihm spricht. Sie erzählt ihm, er sei wie sie: Ein Sternenkind. Etwas besonderes. War er vielleicht doch nicht allein?
In den letzten Wochen habe ich mich etwas mehr mit einigen Themen beschäftigt, mit anderen weniger und mit einigen noch nie. Wie das halt so ist. Das Thema psychische Störungen und Erkrankungen allerdings kommt immer mal wieder auf, seit Jahren schon. Zunächst als Hausarbeit in Biologie (die interessanteste und beste Hausarbeit, die meine Freundinnen und ich je gemacht haben!) vor 2 Jahren. Dann, als ich Perception, eine Serie in der es um einen paranoid-schizophrenen Professor geht, der dem FBI hilft Kriminalfälle zu lösen, an denen psychisch erkrankte Menschen beteiligt sind, geschaut habe. Zwischendurch habe ich mir auch so hin und wieder Gedanken gemacht oder mich über ein zwei Dinge informiert und dann hab ich letztes Semester in einer Wahlvorlesung (Psychologie) auch noch ein paar Dinge dazugelernt, beispielsweise eben über Depression.
Im Großen und Ganzen glaubte ich eigentlich, dass ich schon viel weiß, aber noch nicht genug, obwohl mich das Thema stark interessiert.
Nun, ich muss sagen, Daniel is different zu lesen hat mir einen weiteren Aspekt aus dem Themengebiet gezeigt, den ich bis dato noch nicht wirklich wahrgenommen hatte: Zwangsstörungen.
Angezogen hat mich ja das Cover. Das mit den Zahlen sind ja genial aus und als ich den Klappentext gelesen hatte war ich sehr neugierig. Was erwartet mich wohl?
Eine Welt wie die meine, die doch nicht so normal ist, wie sie scheint. Mit einem süßen und lieblichen Schreibstil hineingeführt wird die Geschichte eines Jungen erzählt, der ganz normal zu sein scheint und mit dem ich mich stark identifizieren kann – nicht in jeder, aber doch in vielerlei Hinsicht. Nicht der coolste, aber irgendwo dabei, zur Beruhigung schreibt er viel, will es aber niemanden lesen lassen. Dinge, die auch ich tue und andere Menschen, die das Buch lesen, können sich vielleicht auch mit anderen Dingen, die Daniel tut, identifizieren. Er spielt Football, um den Anschluss nicht zu verlieren. Bei der Gruppenarbeit macht immer er die Arbeit. Vielleicht ist er kein Hingucker, aber ein normaler Typ halt. Ich weiß nicht, als Daniel vorgestellt wurde, fühlte ich mich sofort, als würde er einen Teil meiner selbst wederspiegeln. Doch Dan ist noch viel mehr fiel mir später auf. Das Thema Zwangsstörungen war für mich, wie gesagt Neuland, dennoch… Es ist so schwer, das in Worte zu fassen.
Also anders. Mir gefallen die Charaktere und mir gefällt besonders, wie der Autor es schafft, Daniels Leben und Leiden zu erzählen, dass es sogar für Menschen, die nicht betroffen sind, verständlich wird. Die Menschen um ihn herum sind so normal wie die meisten Familien auch. Neugierige Eltern, die aber doch irgendwie immer im Hintergrund bleiben. Getratsche in der Schule über Menschen, die sich sonderlich Verhalten wie Sara (absolut cool das Mädchen). Wer Sara ist? Sara ist theoretisch der Dreh- und Angelpunkt für Daniels gesamte charakterliche Entwicklung in der Geschichte. Sie, die mit niemandem spricht, redet plötzlich mit ihm und bittet ihn darum, mit ihr einen Mordfall in der eigenen Familie aufzuklären? Wie verblüffend ist denn das? Dann natürlich das typische soziale Desaster, dem sich Jugendliche aussetzen. Schwärmerei, sozialer Status. Schaffe ich das nächste Spiel? Es war einfach passend geschrieben. Eine „normale“ Story, die sich damit beschäftigt, wie sehr so eine Erkrankung/ Störung doch das Leben beeinflusst und was die meisten Betroffenen nicht zuzugeben bereit sind. Deshalb kennen sich so wenige damit aus. Es ist eines dieser „No-Go“-Themen, über die ich in diesem Bereich der Literatur schon viel gehört habe. Dennoch war ich gepackt. Mit Daniel gemeinsam zu erleben, wie er sich verändert und langsam realisiert, was mit ihm los ist, war charmant und dennoch zugleich irgendwie schockierend. Dann noch der kleine Krimi für Zwischendurch? Ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen.
Ich kann jetzt im Moment nicht mehr viel dazu sagen. Ich bin gerade dabei, dieses Gefühl zu verarbeiten, wie genau mich das Buch gepackt und überwältigt hat. Aber einen Abschlussabsatz gibt es dennoch:
Ich erwähnte ja, dass Daniel schreibt. Der Punkt ist, dass wir lesen können was er schreibt und ich finde es eine witzige, wie auch interessante Wiedergabe seiner selbst. Nirgendwo konnte so deutlich erkannt werden, wie stark er sich verändert; und vor allem: WIESO?? Mir gefällt sein Charakter, der so viel Tiefe beweisen kann. Außerdem: Eine Sache viel mir dann doch stark auf.
Wie oft geht es uns allen so? Menschen bemerken durchaus, wie schlecht es dir manchmal geht, aber niemand spricht es an? So ging es mir mit Daniels Eltern ständig. Ich hatte das Gefühl, jemand merkte etwas. Aber ansprechen tut es niemand… Alle wollen, dass alle normal sind, dennoch individuell. Aber wie heißt es:
Jeder will einzigartig sein, aber wehe, du bist anders!
So scheint es Daniel zu gehen. Ich persönlich finde, dass dieses Buch einfach nur 100% eben dieses Gefühl, wenn deswegen der eigene Verstand angezweifelt wird, wiederspiegelt und deutlich klar macht, dass so etwas nicht auf die leicht Schulter genommen werden sollte. 2-3% der Menschen leiden unter Zwangsstörungen und nur die wenigsten suchen sich Hilfe. Oder wird überhaupt geholfen, obwohl die Mitmenschen etwas merken. Es macht aufmerksam und nachdenklich, wie kompliziert das Leben ist und wie wenig die Menschen aufeinander achten.
Ich persönlich lege es euch allen ans Herz. Erkundigt euch. Macht aufmerksam. So wie Sara zu Daniel sagt: Du bist nicht allein.
Michelle, 19 Jahre