Lauren Oliver: Amor-Trilogie
Band 1: Delirium
ISBN 978-3-551-31301-0
2011
Sie können Mauern bis zum Himmel bauen, und ich werde doch darüber hinweg fliegen. Sie können mich mit hunderttausend Armen festhalten, und ich werde mich doch wehren. Und es gibt viele von uns da draußen, mehr als ihr denkt. Menschen, die in einer Welt ohne Mauern leben und lieben. Menschen, die gegen Gleichgültigkeit und Zurückweisung anlieben, aller Vernunft zum Trotz und ohne Angst.
Liebe (Amor Deliria Nervosa) ist eine Krankheit und Lena sehnt ihrer Heilung entgegen, wenn sie endlich frei von jeder Ansteckungsgefahr ist. Den letzten Sommer vor ihrer Heilung wollen sie und ihre beste Freundin Hana noch einmal richtig genießen, doch dann kommt alles anders. Denn Lena begegnet dem gutaussehenden Alex und verliebt sich in ihn.
Zu Beginn des Romans lernt der Leser Lena als eine absolut systemtreue und pflichtbewusste Siebzehnjährige kennen, die nur noch einige Monate von ihrer Heilung entfernt ist. Im Gegensatz zu ihrer besten Freundin Hana ist Lena dem System treu ergeben und fiebert der Heilung entgegen. Durch Hana gerät Lena in einige prekäre Situationen, die den beiden die andere, erbarmungslose Seite des Systems deutlich macht. Hin und her gerissen zwischen dem eingetrichterten Wissen, dass Liebe die schlimmste Krankheit ist, und ihrer Liebe zu Alex, bleiben Lena nur zwei Möglichkeiten, sie beugt sich dem System und vergisst Alex, oder sie flieht gemeinsam mit Alex in die Wildnis, wo sich die Invaliden – Menschen, die vor dem System und der Heilung geflohen sind – verstecken.
Lena, Alex und Hana sind sehr unterschiedliche Charaktere, mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen. Trotzdem sind sie von Beginn an sympathisch und überzeugend.
An manchen Stellen ist der Roman leider ein wenig langatmig, weil nicht so viel passiert, dafür werden die Charaktere sehr gut herausgearbeitet, sodass man Entscheidungen, die in den folgenden zwei Bänden getroffen werden, sehr gut nachvollziehen kann.
Das Ende hinterlässt einen bitteren Beigeschmack, doch das verstärkt nur den Reiz den zweiten Band zu lesen, weil man nicht wahrhaben will, dass es wirklich so für die beiden endet.
Band 2: Pandemonium
ISBN 978-3-551-58284-3
2012
Die angepasste Lena von früher gibt es nicht mehr. Das Mädchen, das glaubte, was man ihm sagte, und sich gegen die Liebe heilen lassen wollte. Dieses alte Ich hat Lena zurückgelassen auf der anderen Seite des Zauns, über den sie mit Alex geflohen ist. Hier, in der Wildnis, schließt sie sich dem Widerstand an.
In diesem Roman ist die Handlung komprimierter und beschränkt sich auf wesentliche und weitertragende Handlungsstränge. Das ist vor allem dem Wechsel zwischen dem Jetzt und der Vergangenheit von Lena zu zuschreiben. Im Jetzt befindet Lena sich in einer Stadt, lebt dort als Geheilte unter einem anderen Namen bei Raven und Tack – zwei Widerständlern – und soll Julian Fineman – der Sohn des Vorsitzenden der VDFA (Vereinigung für ein Deliria-freies Amerika) – im Auge behalten. In der Vergangenheit schildert Lena ihre Ankunft und ihr hartes Leben bei einer Gruppe Invaliden und ihre beschwerliche Flucht vor dem kalten Winter in den Süden. Während die Vergangenheit gefühlvoll und brutal darstellt, wie Lena ihr altes Ich verdrängt, findet sie im Jetzt etwas, was sie niemals geglaubt hat, wieder empfinden zu können: Liebe.
Der zweite Band ist meiner Meinung nach spannender als der erste, denn in beiden „Zeiten“ kämpft Lena auf unterschiedliche Weise ums Überleben und deckt dabei sogar noch einen Komplott der VDFA auf, den sie und der Leser niemals erwartet hätten.
Band 3: Requiem
ISBN 978-3-551-58301-7
2014
Lena und Julien konnten entkommen. Sie sind wieder in der Wildnis bei den Rebellen. Alles könnte gut sein, aber etwas hat sich verändert zwischen den beiden. Denn da ist noch Alex, der wieder aufgetaucht ist. Lena spürt, dass sie eigentlich zu ihm gehört, doch er ist abweisend und kalt. Sie erkennt ihn kaum wieder.
Hinter den Mauern Portlands führt Lenas frühere Freundin Hana ein vermeintlich ruhiges, sicheres Leben im Zeichen des Heilmittels.
Und während sich der Kampf um Freiheit und Liebe immer weiter zuspitzt, steht Lena plötzlich mitten im Zentrum des Geschehens.
Im letzten Band der Amor-Trilogie werden die Ereignisse nicht nur aus Lenas, sondern auch aus Hanas Sicht geschildert. Hana ist geheilt worden und dem neuen Bürgermeister von Portland versprochen. Nichts könnte sie glücklicher machen, doch langsam beginnt sie daran zu zweifeln, ob das Heilmittel wirklich funktioniert hat, denn sie hat nicht nur Träume, auch die Schuldgefühle kann sie nur schwer unterdrücken.
Währenddessen schlagen Lena, Alex, Julien und einige andere Widerstandskämpfer sich in den Norden zu einem Lager durch, bedroht werden sie nicht nur vom Hunger, sondern auch von Soldaten, die in die Wildnis vordringen und die Invaliden ein für alle Mal auslöschen sollen. Im Vordergrund steht Lenas Zerrissenheit zwischen Julien und Alex: der eine, der sie stärker an sich binden will, der ihretwegen in die Wildnis gegangen ist, und der andere, der sie von sich stößt, wegen dem sie in die Wildnis gegangen ist.
Nach einigen Schwierigkeiten findet Lena sich dort wieder, wo alles angefangen hat, in Portland. Denn hier wollen die Invaliden ihren Gegenschlag ausführen.
Im Großen und Ganzen stellt sich in allen drei Bänden die Frage, ob Liebe wirklich eine Krankheit ist und was durch die Heilung alles aufgegeben wird. Lena ist nicht die typische Heldin und als diese tritt sie auch nicht in Erscheinung, sie sucht vielmehr für sich eine Antwort auf diese alles entscheidende Frage, die wohl ein Anreiz für diese Trilogie gewesen ist.
Natürlich ist es für einen Leser unbefriedigend, wenn die Geschichte mitten in einem Ereignis einfach so aufhört und kein klares Ende in Sicht ist, wenn noch viele Fragen offen bleiben, wie es in diesem Roman der Fall ist. Nur einige Andeutungen und Hinweise lassen auf ein mögliches Ende schließen.
Franziska, 19 Jahre