Christoph Leon: Väterland
ISBN 978-3-95854-095-8
2017
Das Buch „Väterland“ ist wie ein Schlag in die Magengegend. Fast schon brutal wurde ich in die von Christopher Léon erschaffene Zukunft geschmissen und zu Beginn verstand ich noch nicht alles. Die Erkenntnis kam nach und nach. Durch die unschuldigen Kinderaugen, der Tochter eines homosexuellen Paares habe ich ein Frankreich gesehen, dass durch Angst, Intoleranz und Hass geprägt ist.
Mehrere Handlungsstränge laufen parallel zueinander. Einmal sieht man die Vergangenheit, in der Gabrielle in kleinen Häppchen lernen muss, dass nicht alle den Lebensstil ihrer Väter gut finden. Die kleine Familie bekommt immer mehr Probleme und muss aus der Pariser Innenstadt in ein Getto für Homosexuelle, oder auch „Rosa Rauten“, ziehen. Sie bekommen Rechte aberkannt und werden abhängig von freiwilligen Arbeitern eingepfercht.
Die anderen beiden Handlungsstränge sind in der Gegenwart erzählt. Einmal erzählt Gabrielle, was ihre Väter gerade erleben und dann erzählt sie, was sie gerade erlebt, denn die Familie ist getrennt voneinander. Ihre Väter haben eine Erlaubnis gefälscht um aus dem Getto zu kommen. Sie wollen Gabrielle ein Geburtstagsgeschenk in Paris kaufen und erleben eine Katastrophe nach der anderen.
Gabrielle ist währenddessen zuhause im Getto geblieben, doch auch dort ist nicht alles so ruhig, wie sie es erwartet hat. Genauso abrupt, wie man in die Geschichte reingeworfen wird, genauso wird man ihr wieder entrissen und viel zu schnell sind die 115 Seiten rum. Das Buch hinterlässt einen bunt gemischten Gefühlscocktail aus den verschiedensten Gefühlen wie Hoffnung und Verzweiflung.
„Väterland“ hat mir sehr gut gefallen. Es ist voller schöner Vergleiche und die Charaktere wirken nicht wie Charaktere, sondern wie Menschen. Sie haben ihre Fehler und ihre Eigenarten, so dass ich mich mehrmals beim Lesen ertappt habe, wie ich dachte „Ach George, du Sturkopf“. Die kleine Familie wuchs mir schnell ans Herz. Die Anfängliche Verwirrung taucht immer wieder im Buch auf, doch nicht so, dass ich das Gefühl habe nichts zu verstehen. Sie ist eher wie ein freundlicher Begleiter, der die Spannung verstärkt und Lust aufs Lesen macht. So oft ich konnte saß ich wieder da, mit dem Buch in der Hand und verschluckt von der Geschichte.
Die Sprache ist sehr angenehm und das Buch lässt sich sehr gut lesen. Es gibt zwar ein paar Logikfehler, doch diese fallen nicht so stark auf. Der Titel passt gut und auch das Cover ist sehr schön. Es ist schlicht aber lenkt den Blick des Betrachters schon auf das Thema: Händchenhaltende Männer mit rosa Rauten auf der Kleidung.
Über die Zielgruppe lässt sich jedoch streiten, denn die angegebene Zielgruppe soll zwischen 12 und 15 Jahren alt sein, aber ich würde das Buch eher an eine ältere Zielgruppe ab 15 oder 16 empfehlen, denn mit 12 versteht man wahrscheinlich noch nicht die Thematik und kann diese Geschichte noch nicht so gut nachvollziehen, wie eine ältere Zielgruppe.
Alles in allem würde ich das Buch eindeutig weiter empfehlen. Es ist ernst, doch nicht zu ernst und das Konzept des Buches ist sehr interessant. Mehrere „Probleme“ werden hier stimmig zusammengefasst und behandelt. Christophe Léon ist es sehr gut gelungen mich in den Bann seines Buches zu ziehen und auch noch tagelang nachdem ich es ausgelesen hatte noch in meinen Gedanken zu bleiben.
Lorina, 18 Jahre